Stadt Kurier vom 9. November 2006

Stadt Kurier vom 9. November 2006

Leckeres vom frohen „Outdoor“-Schweinen

Wie haben die Bilder noch alle vor Augen: Die Container mit vergammelten Fleisch, die auch in NRW gefunden werden. Dass es auch anders geht, wird jetzt in Glehn bewiesen.

GLEHN. Drei Männer haben sich hier im Sinne der Kunden zusammengetan: Bauer Norbert Dyckers investiert in die Aufzucht robuster „Outdoor“-Schweine. Metzger Udo Erkes schlachtet und verarbeitet die edlen Schwäbisch-Hällischen Landschweine. Und Koch Franz-Josef Stappen zeigt, dass dieses Fleisch auch den Feinschmecker-Gaumen kitzeln kann.

Eine fröhliche Vorstellung: Der Verbraucher, der beim Metzger um die Ecke sein Schnitzel oder sein Filet kauft, muss sich keinerlei Gedanken machen über die Qualität des Fleisches. Er weiß, dass er das Schwein noch beim sonntäglichen Spaziergang auf der Wiese gesehen hat. Früher war das üblich in unseren Dörfern und Ortschaften. Und in Glehn wird es jetzt auch wieder so sein.

GLEHN. Drei Männer haben sich hier zusammen getan, um dem Gammelfleisch und all den anderen Lebensmittel-Skandalen die Stirn zu bieten. Der Slogan „Aus der Region für die Region“ wird hier einmal wirklich greifbar.

Bei einer Pressekonferenz zwischen Schweinekoppel, Metzgerei und Restaurant wurde deutlich, dass dies schon ein wirtschaftliches Risiko für die Drei darstellt. Und dass dies auch für den Verbraucher etwas teurer wird. Doch wer sicher sein will, dass das, was er ißt, auch gesund und in Ordnung ist, wird dies sicherlich gerne hinnehmen.

Das größte wirtschaftliche Risiko trägt ohne Zweifel Bauer Norbert Dyckers, der zusätzlich zu seinen herkömmlichen Schweinen in Stallhaltung (1.500 Stück) nun auch eine „Outdoor“- Aufzucht auf die Beine stellen will. Die Wiese hierfür ist schon ausgesucht; die Umzäunung, die Unterschlupf-Möglichkeiten und die Wasser-Installation müssen nun vorangetrieben werden. Ziel ist es, auf dieser Wiese in Lüttgenglehn 40 „Schwäbisch Hällische Landschweine“ zu halten, die dann nach Bedarf in die Metzgerei von Udo Erkes (links) wandern.

Erste Probeschlachtungen hat es schon gegeben, weil man die Reaktion der Verbraucher testen wollte. Und die sind begeistert: „Wir sind sofort ausverkauft“, freut sich der Metzger, der besonders stolz auf die Bratwurst aus diesem Fleisch ist. Dadurch, dass die Schweine im Freien und in Bewegung leben ist es dunkler, fester und mit guten Fettadern versehen.

Dass sich dieses Fleisch auch in der gehobenen Gastronomie gut macht, stellte Franjo Stappen (rechts) unter Beweis, der eine mit Dattel und Pinienkernen gefüllte Roulade sowie ein tolles Ragout aus der Schulter und aus dem Eisbein zauberte. Auch er hat bereits erste, gute Erfahrungen mit dem Fleisch gemacht, das zuerst bei den Sterneköchen zum Thema wurde.

Man sieht: Qualität auf den Tisch zu bekommen, ist durchaus möglich. -gpm.