RP magazin vom 18.10.2008

RP magazin vom 18.10.2008

Kerniges Landschwein

VON C. TÜLIMANN

Wenn Norbert Dykers auf einer Weide vor seinem Hof in Korschenbroich-Lüttgenglehn steht, Richtung Kastanienbaum schaut und die auf ihn zustürmenden Borstenviecher betrachtet, dann macht ihm sein Beruf sichtlich Spaß. „Die sind alle quietschfidel,“ sagt der 39-jährige Bauer zu seinen stämmigen Schweinen. Denn die stehen nicht wie Millionen Artgenossen eingepfercht dumpf im Stall, sondern suhlen sich in Bodenkuhlen, toben über die Wiese und fressen, wann sie Lust und Laune haben.

„Schwäbisch-Hällsches Landschwein“ nennt sich die Rasse, die Norbert Dyckers zusammen mit dem befreundeten Metzger Udo Erkes in Glehn an den Niederrhein geholt hat. Im süddeutschen Schwäbisch Hall entstanden die Tiere mit auffallend schwarzem Kopf und Hinterteil um 1820 als eine Kreuzung aus Chinesischem Maskenschwein und lokalen Züchtungen. Die Viecher mit den Schlappohren galten als stressstabil und waren wegen des aromatischen Fleisches geschätzt. Massentierhaltung im vorigen Jahrhundert verdrängte die Rasse, 1980 galt sie als nahezu ausgestorben. Inzwischen hat ihr eine bäuerliche Genossenschaft bundesweit wieder zu Ansehen in Feinschmeckerkreisen verholten.

In Top-Restaurants steht das „Schwäbisch-Hällsche“ als Spezialität auf der Karte. Bauer Dyckers bezieht die Ferkel für seine Aufzucht aus Bochum. Ein Jahr bleiben die Tiere bei Wind und Wetter im Freien. Dann verarbeitet Metzger Erkes das kernige Fleisch („hier schmeckt auch das Fett“) zu Koteletten, Bratwürsten, Sülze oder Zwiebelmett. Und ist beim Thema „Nachfrage“ quietschfidel.

INFO Fleischerei Erkes,
Hauptstraße 68,
Korschenbroich-Glehn,
Tel. 02182 4347,
www.fleischerei-erkes.de